18 Jahre AG hessischer Heimratsberater

An der jährlichen „Dörnberg-Tagung“ des hessischen Landesjugendamtes zum Thema „Grundrechte und Heimerziehung“, die 1972 ins Leben gerufen wurde, nehmen ca. sechzig junge Menschen aus Einrichtungen der stationären Jugendhilfe teil und beschäftigen sich fünf Tage mit allen Belangen der Mitwirkung und Mitbestimmung in hessischen Heimen. Traditionell reisen die Heimratsberater/innen (Mitarbeiter/innen der Heime, die Jugendvertretungsarbeit initiieren, begleiten und die Kontinuität gewährleisten) Mittwoch an und sind zu Gast bei den jungen Menschen. 1993 ergab es sich, dass einige der Beraterinnen und Berater, die schon mehrmals an der Tagung und daher auch an der Einführungsveranstaltung teilgenommen hatten, einen „Raum“ für sich forderten, um nicht jedes Jahr von vorn zu beginnen, sondern auf einem bestimmten Wissensstand anzuknüpfen und voranzugehen. Die an der Tagung teilnehmenden Einrichtungen waren seit Jahren die gleichen, so dass man sich untereinander kannte. Von der Tagungsleitung wurde es zunächst kritisch gesehen, dass wir uns nun zusammentun wollten und ein Jahr später auch anboten, die Einführungsveranstaltung für neu hinzugekommene selbst zu machen. Die Gründung der AG hessischer Heimratsberaterinnen und Heimratsberater fand 1995 auf der „Dörnberg -Tagung“ statt. Seit dieser Zeit gibt es jährlich zwei bis drei Tagesveranstaltungen in unterschiedlichen hessischen Einrichtungen, die Heimratarbeit betreiben. Auch eine Jahrestagung (3 Tage) findet meist im November  in Tann / Rhön statt

1997 fand das erste „Dörnberg-Café“ statt, was unsere Art der Einführungsveranstaltung war. Hier wurden  neue  Kolleginnen und Kollegen empfangen und in die Arbeit der AG eingewiesen.  „Grundrechte und Heimerziehung“, damals noch der Erlass von 1972, der später mit unserer Unterstützung von den Jugendlichen des Landesheimrats modernisiert wurde diente als Diskussionsgrundlage. In diesen Diskussionen wurde schnell klar, dass es weiteren Bedarf gab. So gründeten wir 1995 auf dem „Jugendhof Dörnberg“ die

AG der hessischen Heimratsberaterinnen und Heimratsberater. Zunächst trafen sich etwa 25 Personen dreimal im Jahr, zu ihren Sitzungen, in Einrichtungen, in denen Partizipation gelebt und praktiziert wurde.

Im November 1996 nahmen wir als eigenständige Arbeitsgruppe an der Tagung des Landesjugendamts zum Thema „Mehr Demokratie im Heim“ teil und beschlossen ab 1997 eine eigene mehrtägige Veranstaltung in Tann durchzuführen. Die erste eigenständig organisierte Tagung fand dann vom 12. bis 14. November 1997 im Landgasthof Kehl in Tann / Rhön statt.

Zuerst war die AG ohne feste Adresse. Mit einer Auszubildenden, hatte das Johannesstift in Wiesbaden dann Kapazitäten und konnte zur Anlaufstelle der AG werden. Seit Gründung der AG konnten mit der Unterstützung der Heimratsberaterinnen und Heimratsberater in mehreren Einrichtungen Jugendvertretungen gebildet, Satzungen überarbeitet, bzw. neu geschrieben oder Kooperationsformen von Kleinsteinrichtungen miteinander gefunden werden.

Jedes Jahr nehmen Heimratsberaterinnen und Heimratsberater an der Jahrestagung „Mitbestimmung und Mitwirkungsrechte junger Menschen in Einrichtungen, einer Veranstaltung des hessischen Landesjugendamt, dem Landesheimrat Hessen und auch der AG hessischer Heimratsberater, als Teamerinnen und Teamer, teil. Einen großen Raum nimmt bei den Treffen der AG der Austausch ein, denn wir brauchen die Informationen von anderen, um den Stand der eigenen Arbeit besser sehen zu können, wir holen uns neue Motivation, für eine schwierige Arbeit, wir schöpfen neuen Schwung für den regelmäßigen Neustart in der Jugendvertretung, und wir genießen es, uns Zeit zu nehmen für ein Thema, das auf vielen Tagesordnungen nur unter „Sonstiges“ zu finden ist.

 

Projekte im Lauf der Jahre

 

  • Entwurf einer Stellenbeschreibung für Heimratsberater/innen.

In dieser Stellenbeschreibung wurde schon 1996 festgehalten, welche Anforderungen die Berater / innen erfüllen müssen, bzw. welche Freiräume benötigt werden zur Durchführung der Arbeit.

  • Deubelpapier inkl. Fragebogen und Rücklauf

Diese Art Geschäftsordnung für die Jugendvertretungen, möchte einen Standard setzen für die Kommunikationsstruktur zwischen Heimrat und Heimleitung, trifft Aussagen zur Häufigkeit der Sitzungen oder zur Sicherstellung der Teilnahme als Auftrag an die diensthabenden Mitarbeiter.

  • Musterbrief für die Beauftragung der HRB durch die Leitung.

Dieser Musterbrief dient als Leitfaden um die Arbeit der Berater in den Einrichtungen zu manifestieren.

  • Heimratsspiel

Das Heimratsspiel wurde aus der Taufe gehoben um Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie auch den Kolleginnen und Kollegen die Partizipationsarbeit spielerisch nahe zu bringen. Aufgebaut wie ein Monopoly-Spiel mussten die Spielerinnen und Spieler verschiedene Aufgaben lösen, Ereignis- bzw. Gemeinschaftskarten ziehen und möglichst schnell einen funktionierenden Heimrat in der Einrichtung aufbauen. Fertig gestellt 1998 in einer Auflage von 50 Stück, war es schnell vergriffen. Leider ist eine Neuauflage nicht mehr möglich!

  •   „Café Dörnberg“, heute“ JET „

Leicht scherzhaft „Jahrestagungseinstiegstreffen“ getauft, werden hier neue Kolleginnen und Kollegen in die AG der Heimratsberater eingeführt. In netter Atmosphäre werden Aufgaben der AG, Hintergründe und Grundlagen für die Heimratsarbeit erarbeitet, bzw. vorgestellt. Auch stellt sich der Landesheimrat mit seinen Aufgaben vor. Dies wird jetzt auch durch das zusätzliche Einführungsseminar sichergestellt, so das Pädagoginnen und Pädagogen direkt in die Tann-Tagung einsteigen können.

  • Fragebogenaktion des LHR „wie bewerten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihre Einrichtung bzw. Jugendämter?“ mit Veröffentlichung der Auswertung im Reader

Eine gelungene Befragung von vielen jungen Menschen in Einrichtungen über die Zufriedenheit mit ihrem zuständigen Jugendamt bzw. ihrer betreuenden Einrichtung.

  • Hessenkarte

Für den Jugendhilfetag in Osnabrück 2004 wurde eine Hessenkarte erstellt, in die alle Einrichtungen eingetragen wurden in der es einen Heimrat / Jugendvertretung o.ä. schon gibt. Diese Karte wird in Kooperation mit dem LHR (Landesheimrat Hessen) bearbeitet. Mittlerweile wird diese Hessenkarte auch interaktiv auf der Homepage  dargestellt und gepflegt.

  • Homepage

Für die AG und auch für den Landesheimrat Hessen wurde von einer Heimratsberaterin ein Internetauftritt entwickelt, der einerseits als interne Informationsplattform dient, und andererseits der Öffentlichkeit einen Einblick in Partizipationsthemen und Jugendvertretungsarbeit in der Jugendhilfe bietet.

 

www.landesheimrat-hessen.de 

 

Der neue Internetauftritt der AG hessischer Heimratsberater.

 

www.hessische-heimratsberater.de

 

  •  Entwicklung eines „Readers“ zur Gestaltung aktiver Mitwirkung

Als Handbuch für die Heimratsarbeit gedacht, bietet der Reader eine Materialsammlung von nützlichen Informationen, die Einrichtungen benötigen wenn ein Heimrat/Jugendvertretung implementiert werden soll! Eine Mustersatzung, Adressenlisten und auch die Auswertung der erwähnten Fragebogenaktion, finden sich hierin wieder! Artikel über verschiedene Aspekte der Arbeit und allgemeine Informationen. Die erste Fassung lag Anfang 2000 vor, eine große Aktualisierung gab es 2003. 

  •   Info-Börse mit dem Landesheimrat

Auf der jährlichen Tagung „Grundrechte u. Heimerziehung“ der Jugendlichen, die heute im JZR Ronneburg stattfindet wird eine „Infobörse“ erstellt, die über die Themen der Tagung berichtet und auch für kreative Artikel und Fotos Platz bietet. Das ehrgeizige Projekt, diese Zeitung mehrmals jährlich zu erstellen, wurde von der Homepage als Informationsforum abgelöst.

  • Mitarbeit an der Formulierung der Neufassung von

„Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte junger Menschen in Einrichtungen“

Das seit 1972 gültige Regelwerk zum Umgang mit Grundrechten in der Heimerziehung wurde u.a. vom Landesheimrat neu formuliert, mit dem Ziel der Modernisierung und der besseren Verständlichkeit. Diese Arbeit zog sich lange Zeit  hin und ging mit vielen Kompromissen (rechtlich korrekte Formulierungen lassen schnell an Verständlichkeit zu wünschen übrig) einher. Auch hier war die AG als tatkräftige Gemeinschaft gefragt, und zur Bekräftigung des Wunschs nach Legitimierung der neuen Fassung fuhr ein großer Teil der AG im Anschluss an eine Tagung nach Wiesbaden, um dort mit dem Landesheimrat an einer Sitzung des Landesjugendhilfeausschusses teilzunehmen. Dieser verabschiedete diese dann im Jahre 2000! Seit dem sind diese Empfehlungen unser tägliches Handwerkszeug in Sachen Beteiligung!

  • Fragebogenaktion

An die 33 mit dem Schutz von Minderjährigen in Einrichtungen beauftragten Jugendamtsmitarbeiter/innen wurde ein selbst entwickelter Fragebogen verschickt, mit der Bitte, die in ihrem Bereich ansässigen Einrichtungen zu befragen und der AG eine Zusammenfassung zurückzumelden. Abgefragt wurde zum Beispiel die Häufigkeit der Gruppensitzungen, die Möglichkeiten der Mitbestimmung, ob Kontakt zur AG besteht, ob die Heimratsberater/innen beauftragt sind usw.  Der Rücklauf war sehr schlecht und eine Auswertung fand mangels Beteiligung nicht statt.


Seit 2000 hat die AG einen dreiköpfigen Vorstand, der auf der Jahrestagung in Tann für zwei Jahre gewählt wird. Ein Mitarbeiter des hessischen Sozialministeriums ist ständiges beratendes Mitglied. In den mittlerweile 18 Jahren des Bestehens der AG gab es große Umstrukturierungen auf Landesebene- so stand der Jugendhof Dörnberg für die Jahrestagung der Jugendlichen nicht mehr zur Verfügung. Seit dieser Zeit finden die jährlichen Treffen in der Tagungsstätte „JZR Ronneburg“ statt.

Mitglieder der AG unterstützten den Landesheimrat auf den Jugendhilfetagen in Nürnberg (2000) und Osnabrück (2004) u. Leipzig (2008)

 In den ersten Jahren wurde die Arbeit der AG hauptsächlich von den „großen“ Jugendhilfeeinrichtungen getragen und materiell und finanziell unterstützt.

Da das Thema Partizipation im Lauf der Qualitätsentwicklung immer mehr Auftrieb bekam, brachte diese Diskussion auch unsere Arbeit Schwung. Was früher immer ein schwieriges „Schieben“ war, drehte sich um, wir erfahren nun mehr Anfragen zum Aufbau eines Heimrates, denn in vielen Leistungsbetschreibungen steht das Schlagwort „Partizipation“ hoch im Kurs.

In den „Mitbestimmung und Mitwirkungsrechten junger Menschen in Einrichtungen“ ist es niedergeschrieben, das Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu beteiligen sind.

So wuchs auch in den letzten Jahren die Zahl der Mitglieder der AG, so dass wir auch hier neue Strukturen finden mussten. Es werden folgende Veranstaltungen durchgeführt:

  •           Montagstreffen

Dies Tagesveranstaltungen finden 3-4 mal pro Jahr in wechselnden hessischen Einrichtungen satt.

Es werden Kurzreferate zu verschiedenen Themen gehalten (Intensivpädagogische Einrichtung, Bundeskinderschutzgesetz, etc.

  •           Tann-Tagung

Dies ist das große jährlich stattfindende 3-tägige Treffen in Tann/Rhön!

Hier arbeitet die AG hess. Heimratsberater zu aktuellen Themen,

Beschwerdesysteme, Beteiligungsstrukturen, Internet-Nutzung der Betreuten, etc).

Hier wird die Jahresplanung für das kommende Jahr besprochen, Teamer für die Ronneburgtagung akquiriert, auch finden im Rhythmus von zwei Jahren Vorstandswahlen statt.

Auch hier werden jährlich Referenten gefunden die diese Tagung mitgestalten.

(Dr. Remi Stork, …..hier fehlen noch die Referenten die wir schon hatten

 

Als Neuerung ab 2013 wird vom Vorstand ein Einführungsseminar für die Kolleginnen und Kollegen veranstaltet, die eine Beteiligungsstruktur in ihrer Einrichtung aufbauen sollen/wollen. Dies wird eine Tagesveranstaltung!

 

U. Betz

St. Elisabeth Verein Marburg