Erfahrungsbericht

Seit fast 20 Jahren gehört die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zum Alltag in unserer Einrichtung. Je nach Alter und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zeigt sich das Konzept in vielen Facetten und ist einem ständigen Wandel unterworfen. Kinder und Jugendliche präsentieren sich immer wieder als Experten in eigener Sache, die motiviert an der Gestaltung ihres Alltags und ihres Lebens mitwirken und sich einmischen. Grundlage unserer Arbeit ist der Erlass „ Grundrechte und Heimerziehung“, der unter Beteiligung der Jugendlichen und der AG der hessischen Heimratsberater überarbeitet und im Jahre 2000 durch den Landesjugendhilfeausschuss verabschiedet wurde. Dem Heimrat unserer Einrichtung gehören zur Zeit 6 Kinder und 3 Jugendliche an, die von 2 Beratern unterstützt werden. 1-2 mal im Monat treffen wir uns, regelmäßig auch mit unserem Heimleiter und dem Vertreter der kommunalen Heimaufsicht. Da zur Zeit überwiegend Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren bei uns leben, mussten wir uns über neue Formen der Beteiligung Gedanken machen. Für unsere jüngeren Kinder muss Heimratsarbeit erlebbar und begreifbar sein, was die reine Theorie und Gremienarbeit nicht unbedingt immer ist. Wir versuchen zur Zeit eine spielerische Form der Beteiligung zu entwickeln, um die Kinder zu begeistern und längerfristig in die Arbeit des Heimrates einzubinden. Unser Ziel ist, die Heimratsarbeit so zu kultivieren, dass es für die Kinder und Jugendlichen selbstverständlich ist, sie fortzuführen. Das ist eine spannende Geschichte, denn die Kinder haben Ideen und Fragen, auf die wir als Erwachsene nicht kommen. So orientieren wir uns an den aktuellen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Meist stehen Fragen zur Alltagssituation im Vordergrund. (Anrufzeiten, Taschengeld, Besuchskontakte, Mitgestaltung bei der Freizeit, Speiseplan, Ferienplanung, Internetnutzung, neues Mobiliar usw.). Die Kinder sind auch sehr interessiert und neugierig darauf, andere Lebensgemeinschaften aus dem Jugendhilfebereich in der näheren Umgebung kennenzulernen. Wir haben schon einige Einrichtungen besucht. Die Kinder und Jugendlichen haben im Vorfeld Fragen entwickelt. Sie setzen sich mit den Antworten auseinander und vergleichen sie mit ihrer eigenen Lebenssituation. In ihren Wohngruppen können sie dann über ihre Eindrücke berichten und geben ihre Erfahrungen weiter. Manche neuen Ideen fließen in unseren Alltag mit ein. Ein weiteres Highlight ist die jährlich stattfindende Tagung „Grundrechte und Heimerziehung“, die auf der Ronneburg stattfindet. Beeindruckend ist, wie hier ca. 50 Jugendliche aus hessischen Jugendhilfeeinrichtungen eine Woche lang zu verschiedenen Themen arbeiten. Im Plenum werden die Ergebnisse zusammengetragen und durch die Teilnehmer in die Einrichtungen transportiert. Hier entsteht in einer Woche eine Gemeinschaft, die sich durch respektvollen Umgang miteinander, disziplinierte Arbeitshaltung und hervorragende Ergebnisse aus den AGs sowie jede Menge Spaß auszeichnet. Unsere Jugendlichen, die von der Ronneburg - Tagung zurückkommen, sind immer unglaublich motiviert. Es braucht jedoch auch die Pädagogen, die unterstützend bereitstehen, damit die Jugendvertretung nicht einschläft.

 

Alles in allem ist das Engagement für den Heimrat eine absolute Bereicherung in jeder Hinsicht für die Kinder, die Einrichtung und auch die Pädagogen.

 

C. Schelenz-Liebig und M. Isermann

Kinder und Jugendhilfe

Haus „Carl Sonnenschein“ Fritzlar